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Limes-Cicerones besuchen das neue Limesmuseum

Am 21. Juni 2019 besuchte die erste Gruppe von Limes-Cicerones das neu eröffnete Limesmuseum und erhielt dazu eine ausführliche Erläuterung von Dr. Kemkes, dem wissenschaftlichen Leiter des Limesmuseums und Hauptgestalters der neuen Ausstellung.

Dr. Kemkes erläutert den Limes-Cicerones das neue Ausstellungskonzept.

Aufmerksame Zuhörer hatte Dr. Martin Kemkes, der wissenschaftliche Leiter des Limesmuseums  Aalen bei der Führung für den Verband der Limes-Cicerones. Beim ersten von zwei Terminen, auf die die große Zahl interessierter Limes-Cicerones verteilt werden musste, stellte Dr. Kemekes das auf zwei Stockwerken völlig neu konzipierte Museum in einem neunzigminütigen Rundgang vor. Über drei Jahre intensive Arbeit steckt in dem neuen spannenden dreigliedrigen Konzept. Im Mittelpunkt der finanziellen Förderung stand die energetische Sanierung des 1964 eröffneten und 1981 erweiterten Gebäudes. Die Stadt Aalen nutzt die Gelegenheit, auch im Stadtbild eine Visualisierung des Welterbes zu erreichen. Insgesamt 8,5 Millionen Euro wurden von den unterschiedlichen Beteiligten investiert – die Konzeption nutzt die Möglichkeit, die Bildung der Menschheit durch emotional betonte, in den Vordergrund gestellte Objekte hervorragend umzusetzen. Jeder findet die Informationstiefe, die er sucht. Jeder Besucher kann sich seinen Weg durchs Museum bahnen.

Im Foyer begrüßt das UNESCO Welterbe den Besucher – der Prolog bringt die Limes Weltkulturstätten von drei Kontinenten in das Aalener Museumsgebäude. Die Besucher erfahren, was der Limes als Welterbestätte bedeutet.

Tiefer in die römische Geschichte führen die Entscheider der historischen Grenzlinie – 16 Kaiserbüsten begrüßen im schwarz gestalteten Erdgeschoss die wissbegierigen Gäste und führen zur Frage weiter: Warum entstand der Limes? Dr. Kemkes betont bereits in diesem Teil der Ausstellung das menschliche Bedürfnis, Identität durch Grenzen herzustellen. Der Limes als Grenze für die römische Identität – als Handlung des Römischen Reiches, um das Wir-Gefühl wahrnehmbar zu machen: Der Limes als Grenze für Rom. Die Fähigkeit der römischen Machthaber durch Bilder Macht zu schaffen, Propaganda als politisches Mittel einzusetzen, wird im Bereich Grenzen der Herrschaft beschrieben, Der nächste Themenblock beschäftigt sich mit dem Blick zum Gegenüber der damaligen Zeit. Die Germanen werden in den verschiedenen Epochen dargestellt, die Rhein-Weser-Germanen und die Elb-Germanen in ihren Zeiten erläutert. Die Integrität der Germanen war aus pragmatischen Gründen für die Römer nicht attraktiv – die Germanen waren zu vielfältig, konnten nicht als Gruppe identifiziert werden.

Tiefer in die regionale Geschichte von der Aalener Römerzeit werden fünf Alltagssituation durch sieben  Figurinen als Reenactement Rollen, als virtuelle Personen entwickelt. Am Limes, im Kastell, im Stabsgebäude, der Reiterkaserne und ins römische Dorf werden die Gäste geleitet. Das Museum wird zur Bühne – die historischen Figuren werden zu Protagonisten, die sonst nur im Histotainment erlebt werden können. Die Ärztin Claudia Messorina beispielsweise wird in ihrer Tätigkeit gezeigt, wie sie einem Verwundeten einen Verband anlegt. Sie erzählt ihren Lebenslauf, wie es ihr gelang als alleinstehende Frau mit ihrer halbwüchsigen Tochter im provinziellen Aalen zu existieren. Kurzweilig und sehr unterhaltend entsteht beim Besucher ein Gefühl für den Alltag in der längst vergangenen Zeit mitten im Museum, dank der modernen digitalen technischen Möglichkeiten auch ohne Gästeführer.

Eine völlig andere Gestaltung erlebt der Besucher, wenn er das Obergeschoss betritt. Die helle, weiße Raumgestaltung mit einer detailliert auf dem aktuellen Stand befindlichen Rekonstruktion der 14 Hauptorte des Baden-Württembergischen Limes lud die Welterbe Gästeführer zum Verweilen ein. Jeder fand den eigenen Wirkungsort bestückt mit zahlreichen Funden und tiefem Hintergrundwissen. Alle Beteiligten spürten, welche Vermittlungskraft aus diesem neuen Ansatz des Limesmuseums in den Gästeführeralltag der Limes-Cicerones einfließen wird. Die Gäste kommen aus Aalen und haben den aktuellen Wissensstand 2019 erfahren. Sie werden diese Aktualität auch in den Vermittlungsorten am Welterbe suchen – aber dort erleben die Besucher einen teilweise Jahrzehnte überholten Informationsstand. Genau für diese Diskrepanz sind die Limes-Cicerones vorbereitet. Aus dieser Spannung können hervorragende Gästegespräche und Auseinandersetzungen entstehen, die ohne die Gästeführer am Limes für den Besucher sonst verwirrend werden. Die Limes-Cicerones bilden die Brücke der unterschiedlichen Vermittlungsstände, kennen den Grund und die Entwicklungen der teilweise differierenden wissenschaftlichen Argumentationen. Dr. Kemkes schätzt 95% der Museumsbesucher ohne römische Vorkenntnisse ein. Diese erhalten ein schlüssiges Vermittlungskonzept im Limesmuseum und kommen mit ihren Fragen und Widersprüchen in die Gästeführungen. Die Limes-Cicerones sind aufgefordert, diese Diskrepanz in wissenschaftliches Interesse zu verwandeln und die Faszination am Lernen aus der Geschichte zu fördern. Das Ausstellungskonzept ist auf 20 Jahre Wirkungskraft angelegt. In dieser Zeitspanne sind verschiedene Sprünge der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu erwarten.

Der Besucher soll im Epilog der Ausstellung Anregungen über die Grenzen der Jetztzeit mitnehmen. Eine durchgängige Mauer bietet Fragen über die Identitätsstiftung der Grenzen. Dabei lädt eine digitale Weltkugel ein, sich den heutigen Krisengebieten anzunähern und die eigene Überzeugung in den Vergleich der Durchschnittsmeinung aller Ausstellungsbesucher zu erkennen.

Die Ausstellung gibt dem Besucher die Möglichkeit, die eigene Tiefe der Auseinandersetzung mit dem Limes als Grenze zu finden. Auch bei den Limes-Cicerones war der Wunsch spürbar, mehrfach in einzelne Aspekte der spannenden Wissenstiefe einzutauchen. Gratulation an die Ausstellungsmacher und herzlichen Dank an all die Förderer und Unterstützer.

22.06.2019 / / Doris Köhler

Verband der Limes-Cicerones e.V.
Geschäftsstelle: Hauptstraße 3 · 74535 Mainhardt
Tel.: ++49 (07903 940256 · info@limes-cicerones.de · www.limes-cicerones.de

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